Standort: Saal IV – Maximilians Arbeitszimmer, genannt Sala Novara
Dieser Kabinettschrank, auf Portugiesisch contador genannt, wurde höchstwahrscheinlich in der Kolonie Goa in Indien angefertigt und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Er geht auf die sogenannte indo-portugiesische Produktion zurück, mit der man im 19. Jahrhundert Erzeugnisse bezeichnete, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert in den portugiesischen Kolonien in China sowie im indischen Goa hergestellt wurden. Die Form dieser Möbel ist dem europäischen Stil angelehnt, während die orientalischen Merkmale durch die Verwendung von Tropenhölzern und typische Dekorationen entstehen. Der Kabinettschrank ist mit zahlreichen Pflanzenranken aus Ebenholz und Elfenbein verziert. Über den vier Füßen befinden sich jeweils vier weibliche Figuren mit markanten Linienführungen. Sie tragen Schmuckstücke und einen Rock, aus dem ein Schlangen- oder Fischschwanz ragt. In der indischen Kultur werden diese Frauenfiguren als naginas oder nagini bezeichnet, in Gewässern lebende Geisterwesen, die einen weiblichen Oberkörper und den Schwanz einer Schlange oder eines Fisches haben. Der Überlieferung zufolge hat der Erzherzog Ferdinand Maximilian den Kabinettschrank im Juni 1852 entweder auf einem Antiquitätenmarkt in Lissabon erworben oder vom portugiesischen Königshof als Geschenk erhalten. In seinem Portugal-Reisetagebuch berichtet Maximilian, bei einem Antiquitätenhändler in der Hauptstadt einige Einrichtungsgegenstände erworben zu haben, wobei er den Kabinettschrank nicht spezifisch erwähnt. Er könnte daher auch bei einem Antiquitätenhändler in Triest oder Venedig erstanden worden sein.
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